Cannabis seit 12.000 Jahren in Ostasien kultiviert
Forschende von der Universität Lausanne und vom Centre Universitaire Romand de Médecine Légale stellten mittels Gen-Analyse fest, dass Hanf erstmals in der frühen Jungsteinzeit domestiziert wurde. Cannabis wäre somit nach einem Bericht des Schweizer Tagesanzeigers eine der ersten Pflanzen, die gemeinsam mit Weizen und Gerste kultiviert wurde.
Medizinisches Cannabis erhöht die Lebensqualität
Zu diesem Ergebnis kommen mehrere kürzlich veröffentlichte Studien. In einer israelischen Befragung berichteten Patient:innen über ihr Befinden. Obwohl sich die Schmerzintensität während des Studienzeitraums von sechs Monaten nicht änderte, sank die Rate des Analgetikaverbrauchs von 46 auf 28 %, die Rate der guten Lebensqualität stieg von 49 auf 62 %.
Eine australische kontrollierte Studie mit an einem Hirntumor erkrankten Patient:innen untersuchte, wie verschiedene Cannabis-Sorten wirken. So schnitt ein 1:1-Verhältnis von CBD und THC am besten ab, indem es die körperliche und funktionelle Leistungsfähigkeit sowie den Schlaf am positivsten beeinflusste. Nach 12-wöchiger Behandlung ergab sich bei 11 % eine zurückgehende Erkrankung, bei 16 % eine leichte Verbesserung, bei 34 % blieb sie stabil und bei 10 % schritt die Krankheit fort.
Patient:innen mit fortgeschrittenem Krebs profitierten in einer kleinen US-amerikanischen Studie ebenfalls von Medizinischem Cannabis: Ein höherer Anteil der Patient:innen reduzierte den Opiatkonsum und erreichte eine verbesserte Schmerzkontrolle. Die Patient:innen berichteten auch über eine höhere Zufriedenheit.
Chronische Schlaflosigkeit konnte in einer kleinen australischen Studie mit einem Cannabisextrakt gelindert werden.
Auch Rheuma-Patient:innen nutzen nach einer Befragung in den USA zunehmend Cannabis als Medizin. So stieg die Anzahl der Nutzer:innen von Cannabis-Medikamenten von 2014 bis 2019 von 6,3 auf 18,4%. Die höchsten Raten fielen auf die Befragten aus Staaten, in denen Cannabis legalisiert ist. Die Cannabis-Nutzer:innen scheinen schwerwiegender erkrankt zu sein und hatten ihre Schmerzen über andere Therapien nicht ausreichend kontrollieren können.
Eine US-amerikanische Studie bescheinigt Cannabis-Patient:innen im Lauf von 12 Monaten verbesserte komplexe kognitive Fähigkeiten.
Dronabinol bewährt sich in der Schmerzbehandlung und erhöht die Lebensqualität
Im PraxisRegister Schmerz der Deutschen Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) konnten die Daten von 1145 Patient:innen erfasst werden. Eine Zusatzbehandlung mit Dronabinol führte über zwölf Wochen zu signifikant sinkender Schmerzintensität sowie geringeren Beeinträchtigungen des Alltags, des Schlaf und der Lebensqualität bei guter Verträglichkeit. Nach einem Bericht der Ärzte Zeitung erreichten 46,5 Prozent der Patient:innen eine mindestens 50-prozentige Linderung. Mehr als die Hälfte der Behandelten (54,4 Prozent) erklärte am Ende der zwölften Behandlungswoche, mit Dronabinol ihr individuelles Behandlungsziel erreicht zu haben. Fast 60% konnten zusätzlich mindestens ein weiteres Schmerzmedikament absetzen.
Ältere Patient:innen profitieren von Cannabis, brauchen aber mehr Beratung
Eine Befragung älterer Cannabis-Patient:innen aus Illinois (USA) zeigte, dass die Befragten Medizinisches Cannabis als wirksame Alternative zu pharmazeutischen Medikamenten ansehen. Sie erlebten Cannabis einerseits als hilfreich bei ihren chronischen Beschwerden, berichteten aber auch über Stigmatisierung sowohl von Seiten ihrer behandelnden Ärzt:innen als auch von Familie und Freund:innen. Sie beklagten, nicht ausreichend Informationen und Unterstützung von ihren Ärzt:innen erhalten zu haben. Die Studie fasst konkrete Vorschläge für Ärzt:innen zusammen, um die Beratung und Begleitung zu verbessern.
CBD hilft bei Epilepsie langfristig
Laut einer US-amerikanischen Datenanalyse hilft CBD bei Epilepsie auch langfristig. Untersucht wurde eine Zeitspanne von mindestens fünf Jahren.
Cannabis bei psychiatrischen Erkrankungen
Cannabinoide könnten laut einer brasilianischen Übersichtsarbeit hilfreich sein bei Autismus-Spektrum-Störungen. Auch britische Forscher:innen fanden in einer kleinen Studie Hinweise für die Wirksamkeit des Cannabinoids Cannabidivarin (CBDV) gegen Autismus. Die Gehirnfunktionen normalisierten sich bei den untersuchten ausschließlich männlichen Patienten.
Nach einer kanadischen retrospektiven Beobachtungsstudie mit knapp 300 Teilnehmenden verbesserten sich Angstzustände und Depressionen bei der Gabe von CBD-reichem Cannabis. Der Effekt hielt über drei und sechs Monate hinweg an, während der Zusatz des psychoaktiven Cannabinoids THC keinen Einfluss zeigte.
Substitution mit Cannabis weiter erforscht und erprobt
In einer großen dänischen Befragung von gut 2.800 Cannabis-Patient:innen nannten 55 % als Ziel, mit Hilfe von Cannabis ihre anderen Medikamente zu ersetzen. Insbesondere Frauen interessierten sich für diese Substitution. Schmerzmittel (67 %), Antidepressiva (25 %) und Medikamente gegen Arthritis (21 %) waren die häufigsten Arten von Medikamenten, die durch Cannabis ersetzt wurden. 66 % der Befragten hielten Cannabis für wirksamer als verschreibungspflichtige Medikamente. 86 % berichteten, dass die mit verschreibungspflichtigen Medikamenten verbundenen Nebenwirkungen viel schlimmer waren.
Die wissenschaftliche Begleitung eines Managed Alcohol Program (MAP) in Kanada zeigte, dass Cannabis hilfreich eingesetzt werden kann, um den Alkoholkonsum bei Patient:innen mit einer Alkoholkonsumstörung zu reduzieren.
Medizinisches Cannabis und Gender
Mit einer Befragung von 361 Patient:innen im US-Staat Illinois, wurden genderbezogene Unterschiede bei der Behandlung mit Cannabis untersucht. So fühlten sich Frauen weniger unterstützt von ihren Ärzt:innen, insbesondere von Fachärzt:innen. Entsprechend suchten sie häufiger auf Medizinisches Cannabis spezialisierte Praxen auf, die ihnen schließlich Zugang zum offiziellen Programm für Medizinisches Cannabis verschafften. Frauen nutzen Cannabis signifikant öfter gegen Schmerzen, Ängste, Entzündungen und Übelkeit und setzen eher andere Medikamente ab oder reduzieren deren Dosis. Insbesondere auf Frauen, die mehrere Symptome mit Cannabis behandelten, wirkte sich ein hohes Maß an erlebter Unterstützung von Hausärzt:innen positiv aus: Diese Gruppe konnte häufiger weitere Medikamente absetzen.
Sicht von Ärzt:innen auf Medizinisches Cannabis
Für eine qualitativ hochwertige Behandlung mit Cannabis als Medizin sind das Fachwissen und die Haltung der Ärzt:innen elementar wichtig. Dazu wurden in den USA 1500 Mitarbeitende aus Kliniken befragt. Die Regelungen für Medizinisches Cannabis in ihrem Staat konnten 60 % nicht darstellen. 69 % der Befragten glauben an einen medizinischen Wert von Cannabis. Jedoch nur 27 % hatten es bereits einmal empfohlen. Das Forschungsteam sieht einen großen Bedarf an Fortbildung.
Cannabis fehlt im Lehrplan
Fortbildungen zu Medizinischem Cannabis werden auch weiterhin benötigt. Ergebnisse einer Befragung von gut 750 israelischen Auszubildenden und Studierenden im Gesundheitswesen ergaben, dass über 90 % keinen Unterricht zu Medizinischem Cannabis hatten. Nur 15 % der Befragten fühlen sich in der Lage, zu Cannabis als Medizin zu beraten. Gleichzeitig zeigten sich jeweils etwa 90 % von einer positiven Wirkung von Cannabis auf körperliche und psychische Symptome überzeugt.
Eine weltweite Literaturanalyse befasst sich ebenfalls damit, wie Auszubildende im Gesundheitswesen zu Medizinischem Cannabis unterrichtet werden. In den meisten Institutionen hat das Thema keinen Eingang in den offiziellen Lehrplan gefunden. Dementsprechend fühlen sich die meisten Auszubildenden nicht ausreichend informiert, um zukünftig Patient:innen zu beraten.
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