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Newsletter Medizinisches Cannabis
4. Ausgabe 2021

Herzlich willkommen!

Unser Newsletter informiert Interessierte in regelmäßigen Abständen über neue Entwicklungen im Bereich Medizinisches Cannabis. In der aktuellen Ausgabe geht es unter anderem um die nächsten Schwerpunktthemen unseres regionales Netzwerks, um die aktuelle öffentliche Diskussion zur Verbesserung der Versorgung mit Cannabis-Arzneimitteln und um Studien zur Fahrsicherheit von Patient:innen.

Wenn Sie Fragen haben, Kritik oder Anregungen, freuen wir uns auf einen Austausch mit Ihnen.

Herzlich

Ihr Projektteam Cannabismedikation
Drogenreferat der Stadt Frankfurt am Main

Inhalt

Aktuelles aus Frankfurt am Main

Aktuelle Entwicklungen in Deutschland

Cannabis-Trends weltweit

Neues aus der Forschung

Fortbildungen für Ärzt:innen

Newsletter abonnieren

Aktuelles aus Frankfurt am Main

Regionales Netzwerk bringt Fachkräfte und Patient:innen zusammen


Beim 3. Treffen des Netzwerks für Cannabismedikation am 15. September stellte eine Vertreterin der Cannabis Patientenhilfe ihre Angebote dar. Die Patientenselbsthilfe verfügt über einen breiten Wissensschatz zum Alltag mit Medizinischem Cannabis und unterstützt Patient:innen dabei, ihren Antrag für die Kostenübernahme zu formulieren.


Am 17. November berichtete ein behandelnder Kassenarzt darüber, wie er mit dem Wunsch von Patient:innen nach Cannabis als Medizin umgeht und wie er die Behandlung begleitet.


Das Netzwerktreffen wird 2022 alle zwei Monate fortgesetzt. Auch für die nächsten Monate sind im regionalen Netzwerk spannende Schwerpunktthemen geplant:


Am 19. Januar berichten Mitarbeitende des Medizinischen Dienst Hessen über ihre Arbeit mit Anträgen auf Medizinisches Cannabis.


Am 16. März geht es um digitale Tools. Welche Chancen und Risiken bringt es mit sich, ein Tool für die Verordnung der Cannabistherapie und den Antrag auf Kostenübernahme zu nutzen?


Wir treffen uns jeweils um 18 Uhr per Video-Konferenz (Zoom). Bitte nehmen Sie Kontakt zu uns auf, wenn Sie teilnehmen möchten.


Cannabinoid Colleg kommt nach Frankfurt


Am 26. Januar 2022 macht die bundesweite Fortbildungsreihe zu Medizinischem Cannabis im Mainhaus Stadthotel in Frankfurt Station.


Aktuelle Entwicklungen in Deutschland

Forderungen zu besserer Versorgung


Der Bayerische Rundfunk fasst die Position von Medizinischem Cannabis in Deutschland bereits im Titel seines Artikels sehr treffend zusammen: „Vier Jahre Cannabis als Medikament - und noch immer Vorbehalte“. Nur wenige Ärzt:innen stellten entsprechende Rezepte aus und um die Kostenübernahme bei der Krankenkasse müssten Betroffene oft kämpfen.


Entsprechend deutliche Forderungen zur Verbesserung der Situation stellte die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) vor der Bundestagswahl. Wir berichteten darüber im letzten Newsletter. Die Stellungnahmen aller drogenpolitischen Sprecher:innen der Bundestagsfraktionen zum Positionspapier des ACM benennen Änderungsbedarfe. Viele Parteien unterstützen sehr konkret die Forderungen des ACM, nur die CDU/CSU bleibt vage und setzt auf die Begleiterhebung als wichtige Forschung.


Auch der Verband der Cannabis versorgenden Apotheken (VCA) legte im Oktober ein Positionspapier zur Versorgung mit Medizinal-Cannabis vor. Unter anderem solle der Genehmigungsvorbehalt für die Kostenübernahme entfallen und die ärztliche Therapiehoheit gestärkt werden. Zudem fordert der VCA eine Regelung der Verschreibungs- und Apothekenpflicht für CBD-Zubereitungen.


Breite öffentliche Diskussion zur Legalisierung


Seit der Bundestagswahl verlagert sich die Diskussion fast ausschließlich auf den Freizeitkonsum von Cannabis. Es wird erwartet, dass der Koalitionsvertrag der zukünftigen Ampelkoalition im Bund eine Legalisierung von Cannabis oder zumindest Modellprojekte zum Freizeitkonsum ankündigt.


Laut einer Marktanalyse von apocope sprechen sich 64 Prozent der befragten Beschäftigten in Apotheken für eine Legalisierung von Cannabis zum Freizeitkonsum und dessen Verkauf in Apotheken aus.


Für den Deutschen Ärztetag stehen dagegen weiterhin die Risiken im Vordergrund. Die Delegierten stimmten im November gegen eine Legalisierung und warnen vor psychotischen Störungen. Der Freizeitkonsum solle allerdings nicht kriminalisiert werden.


Aufsehen erregte die Drogenbeauftragte der bisherigen Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), mit ihrer Aussage, der Besitz von bis zu 6 Gramm Cannabis für den Freizeitkonsum sollte zukünftig als Ordnungswidrigkeit behandelt werden.


Potenzial von Cannabis bei psychischen Erkrankungen


Die Medizinprofessorin Kirsten Müller-Vahl spricht im Interview mit der „Neuen Presse“ aus Hannover über die Einsatzmöglichkeiten von Cannabis in der medizinischen Behandlung. Potenzial sieht sie gerade bei psychischen Erkrankungen, bei denen anfangs die Vorsicht wegen psychoaktiver Effekte überwog: „Heute gelten psychische Erkrankungen nicht mehr automatisch als eine Kontraindikation für eine Behandlung mit Cannabis-basierten Medikamenten. Ganz im Gegenteil: Es gibt zahlreiche psychische Erkrankungen, die man vermutlich sehr gut mit Cannabis-basierten Medikamenten bessern kann. Ganz oben stehen da das Tourette-Syndrom und die ADHS, aber auch posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen und Schlafstörungen. Ich habe selber bei Patienten mit solchen Erkrankungen erstaunliche Symptomverbesserungen mit Cannabis-basierten Medikamenten erzielen können.“


Dokumentarfilm über Patient:innen in Deutschland


Die Erfahrungen von Cannabis-Patient:innen mit verschiedenen Diagnosen stellt der neue Dokumentarfilm „Cannabis als Medizin“ des Medienprojekt Wuppertal dar.


Cannabis-Trends weltweit

IACM formiert sich neu


Die Internationale Arbeitsgemeinschaft für Cannabinoidmedikamente (IACM) soll als Dachverband der nationalen Patientengruppen und medizinischen Fachgesellschaften gegründet werden.


Medizinisches Cannabis legalisiert


Einige Länder haben aktuell Gesetze erlassen, um Medizinisches Cannabis legal zu nutzen. Costa Rica, Panama und Kolumbien erlauben nun den Zugang zu Cannabis-Medikamenten. In Südafrika wurde erstmals ein Cannabisrezept ausgestellt. Der US-Staat Connecticut erlaubt registrierten Patient:innen, ihr eigenes Cannabis anzubauen.


Legalisierung von Cannabis rückt in die EU vor


Gleich zwei EU-Länder kündigen die Legalisierung von Cannabis auch für den Freizeitkonsum an: Malta und Luxemburg. Malta will Bürger:innen zukünftig erlauben, Cannabis bei dafür eingerichteten Vereinigungen zu kaufen oder selbst anzubauen.
Auch Luxemburg erlaubt seiner Bevölkerung, Cannabis selbst anzubauen. Das Land will zusätzlich Saatgut produzieren, um vom Schwarzmarkt wegzukommen.


Referendum zur Legalisierung in Italien


Cannabisbefürworter in Italien gaben bekannt, dass sie genügend Unterschriften gesammelt hätten, um ein Referendum über die Liberalisierung des Cannabiskonsums abzuhalten. Der Anbau von Cannabis solle für den Eigengebrauch legalisiert und das Strafmaß für andere Vergehen im Zusammenhang mit Cannabis gelockert werden. Die landesweite Abstimmung soll Anfang 2022 stattfinden.


Schweizer Parlament arbeitet Legalisierung aus


Die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Ständerats (SGK-S) hat sich dafür ausgesprochen, Cannabis in der Schweiz auch für den Freizeitkonsum zu regulieren, um den "Cannabismarkt für einen besseren Jugend- und Konsumentenschutz" zu kontrollieren. Ein entsprechender Gesetzesentwurf wird nun im Schweizer Parlament ausgearbeitet.


Neues aus der Forschung

Schmerzen: DGS belegt Nutzen von Dronabinol


Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) analysierte die Daten von 1.145 zwischen 2017 und 2019 mit Dronabinol behandelten Patient:innen aus ihrem PraxisRegisterSchmerz. Die Schmerzintensität sank bei 46,5 % der Patient:innen um mehr als 50 %. Über die Hälfte gab nach 12 Wochen an, ihr Behandlungsziel erreicht zu haben. Die Alltagsaktivitäten und die Lebensqualität nahmen entsprechend signifikant zu. 59 % konnten mindestens ein anderes Schmerzmedikament absetzen.


Psychische Erkrankungen


In einer Studie der Medical University of South Carolina in Charleston, USA, erhielten 368 Patienten, Medizinisches Cannabis. Im Vergleich zu 170 Kontrollpersonen berichteten sie über signifikant geringere Ängste und Depressionen.


Laut einer Online-Befragung von 1738 Studenten durch Forscher der Washington State University in Pullman, USA, verwenden viele Menschen mit ADHS Cannabis zur Selbstmedikation ihrer Symptome. Cannabis-Nutzer:innen berichteten über akute positive Auswirkungen auf viele Symptome von ADHS, einschließlich Hyperaktivität und Impulsivität. Darüber hinaus mildere Cannabis die meisten Nebenwirkungen ihrer Medikamente, einschließlich Reizbarkeit und Ängste.


Endometriose und Menopause


Laut einer australischen Online-Umfrage mit 213 Teilnehmerinnen könnten Frauen, die an Endometriose leiden, von einer Selbstbehandlung mit Cannabis profitieren. 79,8 % der Befragten waren aktuelle Cannabiskonsumentinnen. Am häufigsten wurde Cannabis zur Schmerzlinderung (95,5 %) und zur Verbesserung des Schlafs (95,5 %) verwendet. Die Befragten gaben an, dass ihre Symptome bei Schmerzen (81 %), Schlaf (79 %) und Übelkeit oder Erbrechen (61 %) "viel besser" waren. Mehr als drei Viertel (81,4 %) gaben an, dass Cannabis ihren üblichen Medikamentenverbrauch reduziert hat. Mehr als die Hälfte (59 %) war in der Lage, ein Medikament vollständig abzusetzen, am häufigsten (66 %) Schmerzmittel.


Eine ganze Reihe von Frauen mittleren Alters lindert die Symptome der Wechseljahre mit Cannabis, wie eine Befragung von fast 1.500 Frauen in der kanadischen Provinz Alberta zeigt. Von den derzeitigen Konsumentinnen gaben 75 % an, Cannabis zu medizinischen Zwecken zu konsumieren, obwohl es nur 23 % von ihnen ärztlich verschrieben wurde. Cannabis wurde zur Behandlung von Unruhe (74 %), Angstzuständen (59 %), Konzentrationsschwierigkeiten (58 %), Reizbarkeit (55 %) sowie Muskel- und Gelenkschmerzen (53 %) verwendet.


Fahrtauglichkeit
Eine Studie mit 24 gelegentlichen Cannabiskonsument:innen (1 bis 2 Mal pro Woche), 31 täglichen Konsument:innen und 30 Nicht-Konsument:innen zeigte nach akutem Cannabiskonsum eine Verschlechterung der Fahrleistung. Die Tests in einem Fahrsimulator erbrachten allerdings nur bei den gelegentlichen Konsument:innen im Vergleich zu den Nicht-Konsument:innen signifikant schlechtere Ergebnisse.
Laut einer Studie des Institut für Rechts- und Verkehrsmedizin der Universität Heidelberg können Cannabis-Patient:innen im Allgemeinen gut abschätzen, wann sie nach der Einnahme ihres Medikamentes wieder fahrtüchtig sind. Die Meisten zeigten auch bei hohen THC-Werten „eine sichere und vorausschauende Fahrweise“. Erste Ergebnisse wurden unter dem Titel „Medizinal-Cannabis: Fahrverhalten im Realverkehr“ in der aktuellen Ausgabe 3/2021 der Zeitschrift für Verkehrssicherheit veröffentlicht.


Fortbildungen für Ärzt:innen

Neue Fortbildungsreihe Drogenreferat


Am 3. November fand die erste Online-Veranstaltung der neuen Fortbildungsreihe des Drogenreferats Frankfurt zu Medizinischem Cannabis statt. Inhalte sind wieder aktuelle Forschungsergebnisse und praxisorientierte Informationen zur Verschreibung von Medizinischem Cannabis. Die Fortbildung eignet sich für Ärzt:innen und Apotheker:innen, die in die Behandlung mit Cannabis-Medikamenten einsteigen oder ihr Wissen auffrischen möchten. Die nächste Veranstaltung folgt im Frühjahr 2022.


Zertifikatskurs an DIU gestartet


Die Dresden International University (DIU) startete im September einen Online-Zertifikatskurs mit 82 Unterrichtseinheiten zum Thema Cannabis in der Medizin. „Das A-Z der Cannabis-basierten Therapie. Grundlagen und praktischer Einsatz Cannabis-basierter Medikamente in der ärztlichen Praxis und Apotheke“. Die DIU bietet bereits eine Warteliste für die nächsten Termine an.


Online-Fortbildungen von Medcram


Medcram bietet weiterhin zwei jederzeit abrufbare, kostenlose Fortbildungsvideos. Das Thema Cannabis bei Schmerz wird bis März 2022, Cannabis in der Neurologie noch bis Ende 2021 verfügbar sein.


Angebote des Cannabinoid Colleg


Das Cannbinoid Colleg bietet Webinare und Hybridveranstaltungen zu Medizinischem Cannabis an. Am 26. Januar findet das Cannabinoid Colleg in Frankfurt oder per Livestream statt. Für den 23. Februar ist ein Webinar zum Thema „Cannabinoide in der Geriatrie“ angekündigt.


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