Bilanz zu 5 Jahre Cannabis als Medizin
Seit Anfang des Jahres 2022 befassen sich zahlreiche Artikel mit einer Bilanz der Gesetzesänderung von 2017: Wie sieht die Versorgung mit Medizinischem Cannabis nach 5 Jahren aus? Die Tagesschau fasst die wichtigsten Aspekte kurz zusammen.
VCA und Copeia starten Umfrage bei Patient:innen
Nach fünf Jahren Cannabis als Medizin endet auch mit dem Monat März die Begleiterhebung des BfArM. Diese erfasst jedoch nur die wenigen über die gesetzlichen Krankenkassen genehmigten Behandlungen. Bei den Zwischenauswertungen wurde deutlich, dass nur ein Bruchteil dieser Fälle tatsächlich gemeldet werden. Auf eine breitere Datenbasis hoffen der Verband Cannabis versorgender Apotheken (VCA) und Copeia, die gemeinsam eine Umfrage gestartet haben.
ACM-Magazin 2022 bietet Basisinformationen zur Behandlung mit Cannabis
Der jährlich aktualisierte Überblick der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) zur medizinischen Anwendung von Cannabis ist erschienen. Das Magazin fasst auf zwölf Seiten alle wichtigen Informationen von den Indikationen über die Verschreibung und Anwendung bis zur Fahrtüchtigkeit zusammen.
Mehr Cannabis-Verordnungen trotz erhöhter Schwellen auf Seiten der Krankenkassen
Sowohl die ACM als auch das Ärzteblatt sehen eine immer restriktivere Handhabung der Krankenkassen zur Kostenübernahme für Cannabis-Medikamente. So habe beispielsweise die AOK Niedersachsen nach einem Bericht der ACM einen Antrag abgelehnt, weil bisherige Forschungsergebnisse zur konkreten Indikation keine Zulassung erlauben würden.
Trotz aller Hürden stellt das Ärzteblatt eine steigende Nachfrage nach cannabisbasierten Medikamenten fest: Wie aktuelle Zahlen des GKV-Spitzenverbandes zeigen, betrug der Umsatz im ersten Halbjahr 2021 insgesamt 89,76 Millionen Euro bei 184.499 Verordnungen. Im ersten Halbjahr 2020 lag der Umsatz noch bei 75,58 Millionen Euro für 158.758 Verordnungen.
Privatbehandlungen in der Kritik
Die Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) berichtet über vereinzelte Schwierigkeiten bei der privatärztlichen Behandlung mit Cannabis-Medikamenten.
Hoffnung auf sinkende Preise für Cannabis-Medikamente
Der deutsche Großhändler für Medizinalcannabis-Produkte Felder Green Botanicals GmbH bietet seit Dezember 2021 Blüten zu einem Einkaufspreis von 6,50 € pro Gramm an. Der Verkaufspreis der Produkte an Apotheken liegt damit zwischen dem Preis der in Deutschland hergestellten Sorten von 4,30 € und denen der meisten anderen importierten Sorten, die für 8 bis 9 € an Apotheken verkauft werden.
Mehrere Hersteller berichteten in den vergangenen Wochen über erste Rabattverträge mit Krankenkassen. Niedrigere Kosten können die Versorgung mit Medizinischem Cannabis verbessern. Die Rabattverträge sehen sowohl der Bundesverband pharmazeutischer Cannabinoidunternehmen (BPC) als auch die ACM dennoch kritisch.
Deutschland diskutiert die Legalisierung
Die von der Bundesregierung angekündigte Legalisierung von Cannabis wurde in den vergangenen Wochen intensiv diskutiert. Sämtliche Medien befassten sich mit der Aussicht auf den Verkauf an Erwachsene in „lizensierten Geschäften“. Neben kritischen Stimmen zum Vorhaben wurden bereits Details diskutiert, wie eine Regulierung aussehen sollte.
Apotheken wurden am häufigsten als geeignete Verkaufsstellen genannt. Auch zwei Apothekenverbände brachten sich bereits als qualifizierte Stellen für die Beratung von Konsument:innen in Position. Diese Einschätzung teilte auch Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP).
Während Wirtschaftsmagazine wie das Handelsblatt bereits zusätzliche Einnahmen und Einsparungen in Milliardenhöhe vorrechnen, forderte der Deutsche Hanfverband, auch den Eigenanbau zu legalisieren. Damit sollten sich alle Bürger:innen ihren persönlichen Konsum leisten können – ohne eine Strafverfolgung zu riskieren. Wenige Stimmen mahnen, dass die Versorgung der Patient:innen mit Cannabis als Medizin keinesfalls unter der Freigabe leiden dürfe.
Der neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert (SPD), hat fürs Erste das Tempo aus der Debatte genommen: Das Gesetz solle in dieser Wahlperiode ordentlich ausgearbeitet werden. Ziele seien, die Gesundheit der Konsument:innen zu schützen, Kinder und Jugendliche vom Konsum fern zu halten und den Schwarzmarkt trocken zu legen. „Blienert plädierte dafür, auch den Cannabis-Anbau in Deutschland zu legalisieren. Ziel der Koalitionspartner sei es, dass die komplette Lieferkette transparent nachverfolgt werden könne – von der Pflanze bis zur Verkaufsstelle.“
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