Medizinisches Cannabis Ein Projekt des Gesundheitsdezernats und des Drogenreferats der Stadt Frankfurt am Main

Arznei vom Schwarzmarkt

Dunkelfeldbefragung zur medizinischen Versorgung mit Cannabisprodukten in Frankfurt am Main

Das Centre for Drug Research (CDR) der Goethe-Universität Frankfurt am Main führte im Zeitraum von 2018 bis 2019 zwei Erhebungen zur medizinischen Versorgung mit Cannabisprodukten durch.

31 Personen, die Cannabis weit überwiegend aus medizinischen Gründen nutzen, sich aber teilweise oder komplett auf dem Schwarzmarkt mit der Substanz versorgen, wurden Ende 2018 in Frankfurt am Main qualitativ interviewt.

Um die Daten der Erhebung zu prüfen und zu ergänzen, schlossen die Wissenschaftler:innen eine bundesweite quantitative onlinegestützte Fragebogenerhebung für Cannabispatient:innen ohne Kostenübernahme an. Zielgruppe waren alle Konsumierenden über 18 Jahre, die entweder Erfahrungen bei der Selbstmedikation mit Cannabis ohne ärztliches Rezept gemacht haben oder Patient:innen, die zwar ein ärztliches Rezept hatten, ihre Krankenkassen aber die Kostenübernahme verweigerten. Durch den Fokus auf diese Zielgruppe sollte das Dunkelfeld der Selbstmedikation mit Cannabis vom Schwarzmarkt oder aus dem Eigenanbau und der Verschreibung auf Privatrezept erforscht werden. Die Untersuchung schließt ebenso die Vermischung von medizinisch begründetem Konsum und Freizeitkonsum ein, die bereits aus den qualitativen Interviews bekannt war.

In beiden Erhebungen kann weit überwiegend von einer deutlichen medizinischen Indikation für den Cannabiskonsum ausgegangen werden, wobei die Spannbreite an Symptomen und Wirkungen groß ist. In der Wahrnehmung vieler Betroffener haben aber unter anderem Vorurteile aus der Medizin eine angemessene, legale Medikation verhindert. Dies könnte damit zusammenhängen, dass viele Patient:innen auch die entspannende Wirkung von Cannabis befürworten, eine klare Trennung zwischen medizinischem und nicht-medizinischem Gebrauch somit nicht immer gezogen werden kann. Gleichzeitig haben Verbot und Stigmatisierung bei nicht wenigen, die Selbstmedikation betreiben, einen negativen Einfluss auf ihre gesundheitliche und soziale Situation. Dies betrifft unter anderem die wahrgenommene Ablehnung und teilweise offene Stigmatisierung seitens vieler Ärzt:innen, die dazu beiträgt, dass Betroffene ihre Selbstmedikation fortsetzen.

Insgesamt zeichnen sich drei Grundtypen von medizinisch Konsumierenden ab:
a) Personen mit schweren Erkrankungen, die auf beständige Medikation mit teils hohen täglichen Dosen angewiesen sind
b) unregelmäßig Konsumierende mit oft weniger schweren Erkrankungen
c) Grenzfälle zwischen medizinischem und Freizeitkonsum

Insbesondere Personen aus Typ a forderten eine einfachere Verschreibungspraxis mit Kostenübernahme ein, wogegen Personen der Typen b und c häufig bereit wären, weiterhin Selbstzahler:innen zu bleiben – sofern sich Verfügbarkeit und Preisniveau verbessern. Zudem wird ein Abbau bürokratischer Hürden für verschreibende Ärzt:innen und Patient:innen empfohlen sowie Aufklärungsarbeit, um entsprechende, offenbar tiefsitzende Vorurteile gegenüber Cannabismedikation abzubauen.

Abschlussbericht der Dunkelfeldanalyse zur medizinischen Versorgung mit Cannabisprodukten in Frankfurt am Main

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